Kultur im Netz – IOCO von Marcus Haimerl

Natalia Ushakova ist Carmen und singt die Habanera, die nach zwölffacher Umarbeitung die endgültige Vertonung als „Chanson espagnole“ und den heutigen Text von Bizetselbst erst während der Uraufführungsproben erhielt, mit ganz besonderer Laszivität. Sie gibt dieser Rolle mit ihrer sinnlich timbrierten Stimme eine besondere Kontur: Ihre Carmen ist tatsächlich der Inbegriff einer selbstbewussten, leidenschaftlichen Frau – keine Dame, aber auch keine Dirne – einfach eine verführerische Frau, die sich sichtlich für ihre Freude am Leben nicht schämt, sondern es in allen Facetten auskostet.

Mit unbändiger Leidenschaft füllt und fühlt sie ihre Rolle fulminant, ist schauspielerisch wie gesanglich präsent. Das Publikum freut sich sichtlich darüber, eine so archaische Carmen erleben zu dürfen und man hat allen Grund zu vermuten, das Bizet selbst genau damit ebenfalls seine Freude gehabt hätte. Ushakova führt ihre noch immer lyrische Stimme, mit der sie makellos Koloraturrollen wie Lucia, Violetta, Königin der Nacht und Norma äußerst erfolgreich an vielen großen Häusern wie Wien, New York, Mailand, Buenos Aires, Moskau, Sankt Petersburg, Stuttgart, und Hamburg, gesungen hat, nun behutsam ins Mezzofach. Hier erlebt man eine Künstlerin, die mit Herz und Seele musiziert.“

https://www.ioco.de/2023/02/26/baden-bei-wien-stadtteater-baden-carmen-georges-bizet-ioco-kritik-26-02-2023/